"Ganz bewusst für die Caritas entschieden"
Christoph Schäfer, Psychosozialer Berater beim Caritaszentrum Edith Stein, seit 1988 im Caritasverband Mainz e.V.
Herr Schäfer, Sie sind schon so lange im Caritasverband Mainz. Wissen Sie noch, auf welchem Weg Sie zum Verband gekommen sind?
Zunächst habe ich eine Ausbildung als Krankenpfleger absolviert, danach soziale Arbeit studiert. Gleich nach dem Studium habe ich beim Caritasverband angefangen, in der Allgemeinen Lebensberatung. Und: Ich habe mich sehr bewusst für die Caritas entschieden, da ich es als meine Aufgabe als Christ ansehe, hier zur wirken. Wissen Sie, schon in meiner Diplomarbeit habe ich mich mit der Fragestellung beschäftigt: Gibt es eine christliche Sozialarbeit? Eine Frage, die mich mein ganzes Berufsleben begleitet hat. Und meine Antwort auf die Frage lautet: Nein. Aber: Es gibt eine christliche Einstellung, einem Menschen zu begegnen und in jedem ein Geschöpf Gottes zu sehen.
Wie ging es weiter?
Nach 15 Jahren im Pflegestützpunkt, wo ich Anlaufstelle für Angehörige war zu Themen rund um die Pflege, bin ich zum Diözesancaritasverband Mainz gewechselt. Dort betreute ich Projekte zum Thema Vernetzung in der Altenhilfe mit dem Ziel, ältere Menschen als Teil des Gemeinwesens zu stärken. Sechs Jahre später bin ich wieder zurück zum Caritasverband, ins Caritaszentrum Edith Stein, weil ich wieder an der Basis arbeiten wollte.
Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit?
Die Arbeit mit den Klient*innen gefällt mir sehr, weil ich viel positive Rückmeldungen bekomme und ein tolles Team um mich herum habe. Wir haben im Caritaszentrum Edith Stein eine gute Struktur- und Leitungsebene, das heißt, man wird hier nicht allein gelassen, auch wenn die Aufgabe mal schwieriger ist. Wir haben hier eine Atmosphäre des kollegialen Zusammenhalts und des Austauschs. Man kann sich immer Rat holen und es gibt Supervisionen. Die Rahmenbedingungen, die wir hier vorfinden, das gibt es nicht bei allen Trägern. In der Coronazeit wurde deutlich, dass wir eine systemrelevante Tätigkeit ausführen, hoffentlich behält sich das die Politik!
Wie sieht Ihre Tätigkeit aus und vor welchen Herausforderungen stehen Sie?
Ich unterstütze meine Klient*innen darin, ihr Anrecht auf Eingliederungshilfe umzusetzen. Die Beratung findet entweder hier in der Dienststelle statt, oder bei den Klient*innen zu Hause. Es kommt auch vor, dass ich mit den Leuten spazieren gehe, manche können sich dabei einfach besser öffnen. Meine Ziele für meine Klient*innen sind ganz unterschiedlich: soziale Kontakte aufbauen, Wohnsituationen verbessern, Aggressionen abbauen oder Angstsituationen zu meistern. Herausfordernd ist dabei, sich auf die Situation der Klient*innen einzulassen und auch die Langsamkeit der Schritte mitzugehen. Man muss lernen, die Messlatte nicht zu hoch zu legen und sich auch über kleine Zwischenziele zu freuen.
Wenn Sie in die Zukunft blicken, dann…
… wünsche ich mir, dass sich die jetzigen guten Rahmenbedingungen nicht verschlechtern und, dass uns die Kirche dabei unterstützt. Mit Blick auf meine Zukunft und mein Alter kann ich sagen: Ich arbeite gern, aber es gibt irgendwann einen Punkt, an dem es Zeit ist, sich auch mal mehr um sich selbst zu kümmern.