Annjoy Mwendwa, Psychologie-Studentin und studentische Aushilfe im Psychosozialen Zentrum für Flucht und Trauma, seit Februar 2022 im Caritasverband Mainz e.V.
Frau Mwendwa, wie sind Sie zum Caritasverband Mainz gekommen?
Während meines Studiums der Psychologie habe ich andere Studenten kennengelernt, die als studentische Aushilfe bei der Caritas gearbeitet haben, allerdings im pflegerischen Bereich. Ich dachte, bei einer kirchlichen Einrichtung müsste es doch auch etwas für Psychologen geben. Also bin ich auf die Homepage gegangen und habe tatsächlich eine Stellenausschreibungen für eine studentische Aushilfe im Psychosozialen Zentrum für Flucht und Trauma gefunden.
Hatten Sie vorher schon Berührungspunkte mit der Caritas?
Ich hatte natürlich ein Bild im Kopf von kirchlichen Einrichtungen, die Hilfe und Unterstützung für bedürftige Menschen anbieten. Seitdem ich hier bin, hat sich mein Bild von der Caritas nur gefestigt, ich weiß jetzt viel mehr über das Engagement. Aber ich musste auch lernen, geduldig zu sein. Denn die Ergebnisse unserer Arbeit sieht man oft nicht sofort. Dennoch ist es für mich sehr befriedigend hier zu arbeiten und mit meiner Arbeit letztlich auch etwas zu bewirken.
Welche Aufgaben haben Sie im Psychosozialen Zentrum?
Ich bin in das vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration geförderten Landesprojekt "Genitalbeschneidung von Frauen und Mädchen wirksam entgegentreten: Betroffene unterstützen, Fachkräfte qualifizieren und nachhaltige Vernetzung schaffen" involviert, bei dem es um die Unterstützung von Frauen und Mädchen in Rheinland-Pfalz geht, die von Genitalbeschneidung bedroht und betroffen sind. Dabei unterstütze ich im Rahmen meiner Arbeitszeit bei der Recherche und bei der Durchführung von Meetings, ich versende Flyer und werde in der Zukunft Kolleg*innen am PSZ bei ihren Tätigkeiten unterstützen.
Fühlen Sie sich wohl im PSZ?
Ja, sehr. Die Kolleg*innen sind alle top und auch die Leiterin der Einrichtung ist super. Ich gehe sehr gern zur Arbeit. Auch als studentische Aushilfe habe ich die Möglichkeit, Fortbildungen zu machen. Und hier hat man immer ein offenes Ohr, auch bei Problemen. Ich hatte bis vor Kurzem nur eine 30%-Stelle, damit bin ich finanziell nicht mehr hingekommen. Ich hatte schon überlegt - schweren Herzens - zu kündigen. Zum Glück habe ich das Gespräch mit der Leiterin gesucht und es wurde eine Lösung gefunden. Jetzt arbeite ich mit einem Umfang von 50%, komme finanziell über die Runden und bin sehr glücklich damit.
Wie soll es für Sie weitergehen?
Meinen Bachelor habe ich bereits, im Sommer will ich mein Psychologie-Studium mit dem Master abschließen. Dann möchte ich gern als Psychologin arbeiten und hoffe sehr, bei der Caritas bleiben zu können. Ich würde gern mit Migrant*innen arbeiten und in diesem Bereich unterstützen. Ich selbst bin 2014 aus Kenia gekommen, hatte aber das Glück, hier Familie zu haben und war nicht allein. Da viele Migrant*innen keinen Familienanschluss haben, würde ich hier gern helfen und im Alltag unterstützen. Langfristig zieht es mich aber in den Bereich meines aktuellen Projekts FGM_C, auch weil es noch zu wenige Fachkräfte gibt. Um hier mit Klient*innen zu arbeiten benötige ich aber eine psychotherapeutische Zusatzausbildung, die ich noch machen möchte. Und noch besser wäre es, wenn ich später mal für die Caritas nach Afrika gehen könnte, um dort mit meinem Wissen und meinen Erfahrungen zu wirken. Das wäre optimal.