Wohngemeinschaft als Alternative im Alter
Die Caritas Sozialstation mit Sitz in Mainz-Mombach steht vor allem für die ambulante Pflege von Menschen in der Stadt und im Landkreis. Rund 250 pflegebedürftige Menschen versorgen die Caritas-Mitarbeiter*innen täglich in ihrem Zuhause. Weniger bekannt hingegen sind die zwei Wohngemeinschaften, die sich im Gebäude der Sozialstation in der Emrichruhstraße befinden.
Helen Zadurian, Altenpflegerin und Koordinatorin für die Wohngemeinschaften, möchte das ändern und auf aktuelle Herausforderungen hinweisen. "Platz haben wir in unseren Wohngemeinschaften für 24 Menschen, aktuell haben wir vier Zimmer aber nicht vermietet", berichtet Helen Zadurian. An mangelnder Nachfrage läge das nicht, betont die Pflegefachkraft, es fehle, wie an so vielen Stellen, schlicht am Personal. Ein Zustand, der der Caritas Sozialstation sowie der Caritas Altenhilfe, Träger der Wohngemeinschaften, immer mehr Kopfzerbrechen bereite.
Größtmögliche Freiheit und dabei nicht allein
Pflegefachkraft Helen Zadurian (2.v.l.) mit zwei Mieterinnen der Wohngemeinschaft und einer Alltagsbegleiterin.
Dabei sei gerade die Wohnform der Wohngemeinschaften eine gute und wichtige Alternative zu ambulanter Pflege und Pflegeheim. "Zu uns kommen Frauen und Männer, die nicht mehr allein leben können oder möchten, aber dennoch größtmögliche Freiheiten genießen wollen", erklärt Helen Zadurian. Man wolle keine so starren Strukturen, wie sie oftmals in Seniorenheimen vorzufinden sind. So ist beispielsweise kein Mieter und keine Mieterin der Wohngemeinschaft an feste Essenszeiten gebunden. Das Frühstücksangebot geht zwar früh am Morgen los, wer aber auch mal bis 11 Uhr schlafen möchte, der kann das in der Wohngemeinschaft ohne Probleme machen. Die Eigenständigkeit der WG, aber auch die Annehmlichkeiten einer Betreuung und diverse Freizeitangebote schätzt auch Walburga Klee. Die 74jährige Mainzerin ist seit Oktober 2022 Mieterin in der Wohngemeinschaft und fühlt sich sehr wohl: "Ich helfe gern beim Kochen und gestern haben wir hier alle getanzt." Das werde man jetzt regelmäßig machen, freut sich die aktive Rentnerin.
Offene Stellen erschweren die Arbeit
Im Alltag unterstützt werden die Mieter*innen von Pflegefachkräften, Pflegehilfskräften, Betreuungskräften, sowie Alltagsbegleiter*innen in verschiedenen Schichten. Doch die vielen offenen Stellen machen es schwer, die hohen Anforderungen an gute Pflege und Betreuung zu erfüllen. Viele Menschen habe sie schon bis zum Ende ihres Lebens begleitet, so Helen Zadurian, die seit 2008 bei der Sozialstation und seit 2013 in den Wohngemeinschaften arbeitet. "Während die Mitarbeiter*innen in der ambulanten Pflege weitgehend eigenständig, aber allein in ihrer Tour unterwegs sind, schätzen die Mitarbeiter*innen der Teams der Sozialstation und der Altenhilfe in der Wohngemeinschaft, die gute Zusammenarbeit", betont Helen Zadurian. "Statt der punktuellen pflegerischen Unterstützung der Menschen im häuslichen Bereich, sind sie im Tagesverlauf häufig in Kontakt mit den Mieter*innen und ein Teil der Gemeinschaft". Die Caritas-Mitarbeiterin möchte zudem eine Lanze für die Tätigkeit aller Pflegekräfte brechen: Die Schichtarbeit sei zwar kräftezehrend und oftmals wenig familienfreundlich, der Beruf als solcher aber ist sehr erfüllend. "Man bekommt so viel Dankbarkeit von den älteren Menschen zurück."
"Die Freude die wir schenken, kehrt zu uns zurück", so erleben es die Pflegekräfte und Betreuer*innen immer wieder in der täglichen Begegnung mit den pflege-und hilfsbedürftigen Menschen, insbesondere auch den Menschen mit Demenz.